Interdisziplinäre Tagung am 1. und 2. Juli an der Goethe-Universität
FRANKFURT. Die Digitalisierung ist allgegenwärtig, sie beeinflusst nahezu alle Bereiche menschlichen Lebens. Gerade im Zuge der Corona-Pandemie zeigten sich deutlich die Herausforderungen und Ambivalenzen, die diese Entwicklung mit sich bringt. Wie verändert die Digitalisierung die Arbeits- und Lebenswelt? Wie wirkt sie sich auf das Verhältnis zum Selbst, zum Körper und zu anderen aus? Und welche sozialen und psychischen Folgen haben digitales Messen und Vergleichen?
Fragen wie diese stehen im
Zentrum der interdisziplinären Tagung „Das vermessene Leben. Transformationen
der digitalen Gesellschaft“, die
am
Freitag, 1. Juli, und Samstag, 2. Juli 2022
am
Campus Westend
der
Goethe-Universität Frankfurt am Main
stattfindet. Die Tagung richtet
sich an ein Fachpublikum aus den Sozialwissenschaften, der Kultur- und
Sozialpsychologie und der Psychoanalyse sowie an Studierende und die
interessierte Öffentlichkeit. Sie wird veranstaltet von Vera King,
Professorin für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Goethe-Universität
und Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt, zudem Principal
Investigator der Forschungsinitiative ConTrust, Benigna Gerisch,
Psychoanalytikerin und Professorin für Klinische Psychologie, Psychotherapie
und Psychoanalyse an der International Psychoanalytic University Berlin sowie
Hartmut Rosa, Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der
Universität Jena und zugleich Direktor des Max-Weber-Kollegs in Erfurt.
Die Veranstaltung wird im
Rahmen des Verbundprojekts „Das vermessene Leben. Produktive und
kontraproduktive Folgen der Quantifizierung in der digital optimierenden
Gesellschaft“ durchgeführt und von der VolkswagenStiftung gefördert. Außer der
gastgebenden Goethe-Universität sind das Sigmund-Freud-Institut Frankfurt/M.,
die International Psychoanalytic University Berlin und die Universität Jena
beteiligt an der wissenschaftlichen Organisation.
Ein besonderer Akzent dieser
Konferenz liegt auf dem interdisziplinären Blick: Die namhaften Referentinnen
und Referenten aus dem In- und Ausland loten die ambivalenten Folgen von
Digitalisierung für die soziale und individuelle Praxis, für Kultur und Psyche
aus kultur-, politik- und rechtswissenschaftlicher, medien- und
erziehungswissenschaftlicher, soziologischer, sozialpsychologischer sowie
medizinischer und psychoanalytischer Perspektive aus.
Den Eröffnungsvortrag halten am
Freitag, 1. Juli, Vera King, Benigna Gerisch und Hartmut Rosa. Gemeinsam
führen sie in das Tagungsthema ein und widmen sich der Frage nach neuen Normalitäten
und Pathologien in der digitalen Gesellschaft. Sie stellen ausgewählte Befunde
aus dem von ihnen geleiteten Verbundprojekt „Das vermessene Leben“ vor. Armin
Nassehi, Professor für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der
Ludwig-Maximilians-Universität München, befasst sich im Anschluss in seinem
Vortrag mit der „digitalen Selbstbeobachtung“ der Gesellschaft.
Am Samstag, 2. Juli,
bestreitet Indra Spiecker, gen. Döhmann, Professorin für Öffentliches Recht,
Informationsrecht, Umweltrecht und Verwaltungswissenschaft an der
Goethe-Universität, ebenfalls Principal Investigator der Forschungsinitiative
ConTrust, den Auftaktvortrag und geht darin der Frage nach, wie Algorithmen
Macht verleihen und ausüben. „Genau gerechnet und doch vermessen“ – unter
diesem Titel werden im Anschluss Jürgen Straub, Professor für Sozialtheorie und
Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum, und Oswald Balandis,
wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum, die
psychosozialen Folgen des Self-Trackings in den Blick nehmen.
Philipp Staab, Professor für
Soziologie der Zukunft der Arbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin, wird
in seinem Vortrag digitale Arbeitsprozesse analysieren. Welche Veränderungen
die Digitalisierung für die Pflegearbeit bringen könnte – insbesondere in
psychodynamischer Hinsicht – darüber spricht anschließend Isabelle Gernet,
Hochschullehrerin an der Université Paris Descartes im Bereich klinische
Psychologie, in ihrem Beitrag. Wie sich Digitalisierung auf Zeitlichkeit
auswirken könnte, thematisiert Judy Wajcman, Anthony Giddens Professorin für
Soziologie an der London School of Economics.
Wer in Präsenz teilnimmt, kann
sich auch an den Panels beteiligen, mit Inputs u.a. von Prof. Thomas Kühn
(Berlin), Prof. Isabell Otto (Konstanz) und Dr. Jacob Johanssen (London). Vier
einschlägige Themenbereiche werden diskutiert: 1) Messen in Organisationen, 2)
Messlogiken in sozialen Medien, 3) pathologische Verwendungsweisen sozialer
Medien und 4) neue Formen von „Autoritarismus“ in digitalen Räumen. Eine
Online-Teilnahme an den Hauptvorträgen ist nach Anmeldung ebenfalls möglich.
Informationen:
Prof.
Dr. Vera King
Sekr.
Frau Helfmann, Sigmund-Freud-Institut Frankfurt am Main, Telefon 069 971204–148
Das
Programm finden Sie unter https://www.fb03.uni-frankfurt.de/115918086.pdf
Anmeldung per Mail an: tagung@sigmund-freud-institut.eu
Die
Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Die Anzahl der Teilnehmenden in Präsenz
ist begrenzt.
Anmeldeschluss
ist der 31. Mai 2022.