Goethe-Universität und Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) schließen gemeinsame Kooperationsvereinbarung zum Projekt „Identifizierungen in Mexiko“.
FRANKFURT. Der
Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) in Mexiko und die
Goethe-Universität Frankfurt haben heute eine Kooperationsvereinbarung zur
Unterstützung der mexikanischen Regierung bei der Identifizierung von
Verschwundenen in Mexiko unterzeichnet. Mehr als 110.000 Menschen gelten in
Mexiko offiziell als verschwunden, gleichzeitig gibt es offiziell mehr als
55.000 nicht identifizierte Leichen: die aktuelle Situation in Mexiko bewertet
die Nationale Kommission für Menschenrechte als eine forensische Krise. Die
daraus resultierende Belastung für die Zivilgesellschaft ist enorm.
Obwohl in den
letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt wurden (z.B. der Bau von
regionalen Identifizierungszentren), sind die Herausforderung im Bereich
Identifizierung nach wie vor groß. In den letzten Jahren hat die mexikanische
Regierung eine internationale Zusammenarbeit und Unterstützung etabliert, um
die Zahl der Identifizierungen von unbekannt Verstorbenen zu erhöhen. So
unterstützt UNFPA durch das Projekt „Identifizierungen in Mexiko“, u.a. vom
Auswärtigen Amt (AA) finanziert, die Umsetzung der nationalen
Identifizierungspolitik der mexikanischen Suchkommission (CNB). Eine der
Arbeitslinien dieses Projektes und der Kooperation ist die Zusammenarbeit der
Goethe-Universität Frankfurt mit mexikanischen Institutionen und Universitäten.
Bei der Unterzeichnung waren zugegen: die mexikanische Generalkonsulin, Cecilia Villanueva Bracho, der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, der stellvertretende Leiter des UNFPA Mexiko, Iván Castellanos, der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin, Prof. Dr. Marcel Verhoff, sowie der Leiter des UNFPA-Projektes, Maximilian Murck. Ziel der Kooperationsvereinbarung zwischen UNFPA und dem Institut für Rechtsmedizin der Goethe-Universität Frankfurt ist es, den Familien, insbesondere den suchenden Müttern, Gewissheit über den Verbleib ihrer Angehörigen zu geben.
Ziel der Kooperationsaktivitäten ist es,
pragmatische Lösungsansätze zu entwickeln, um mehr Verstorbene innerhalb einer
kürzeren Zeit zu identifizieren – u.a. durch:
•
DNA-Analysen von Familienangehörigen und Verstorbenen
•
Analyse von Tätowierungen zu Identifizierungszwecken
•
Akademischer Austausch und Forschung mit mexikanischen Gerichtsmedizinern und
Forensikern.
Der Präsident der Goethe-Universität, Prof.
Dr. Enrico Schleiff, machte deutlich, es sei eine humanitäre Verpflichtung,
die mexikanische Regierung bei der Identifizierung der vielen unbekannten Toten
in Mexiko zu unterstützen. Vor allem die Angehörigen von Verschwundenen hätten
es verdient, endlich Gewissheit zu erlangen. Schleiff freute sich, dass mit der
Kooperationsvereinbarung die bisher geleistete Arbeit der Frankfurter
Rechtsmedizin im Bereich der Identifizierung von Verschwundenen in Mexiko
fortgesetzt werden kann. Er dankte ausdrücklich der UNFPA für ihre
Unterstützung des Projekts „Identifizierungen in Mexiko“, ebenso allen
beteiligten Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen.
Der
stellvertretende Leiter des UNFPA Mexiko, Iván Castellanos, betonte, dass
jeder Mensch das Recht auf seine Identität habe. Die mexikanische Regierung
habe in den letzten Jahren wichtige Maßnahmen zu institutioneller Stärkung bei
der Suche von Verschwundenen umgesetzt und Reformen angestoßen, um die
Identifizierung von unbekannt Verstorbenen zu verbessern. Die Regierung habe im
Jahr 2021 zum ersten Mal das Komitee gegen das gewaltsame Verschwinden der
Vereinten Nationen eingeladen und damit auch ihren Kompromiss mit den
Verschwundenen zum Ausdruck gebracht.
Der Direktor des Instituts für
Rechtsmedizin, Prof. Dr. Marcel Verhoff, wies seinerseits darauf hin,
dass das Institut bereits mit der Universität Guadalajara bei der Einführung
eines Masterstudiengangs in Forensik und bei der Analyse von genetischen
Proben, Autopsien und Ausgrabungen in Mexiko zusammengearbeitet habe. Durch
diese Vereinbarung werde man die akademische Zusammenarbeit weiter
intensivieren und gegenseitig voneinander profitieren. Der kollegiale Austausch
werde sich in wissenschaftlichen Projekten und in der praktischen
Identifizierungsarbeit realisieren.
Der Leiter des UNFPA-Projektes, Maximilian
Murck, sagte, dass die Identifizierung von Personen keine leichte, aber
auch keine unlösbare Aufgabe sei. Es sei dabei wichtig, gemeinsame Lösungen zu
erarbeiten und die Erfolge der Zusammenarbeit in diesem schwierigen Kontext
aufzuzeigen. Derzeit führe man zum Beispiel unter der Leitung der Nationalen
Suchkommission den Abgleich von Fingerabdrücken in mehreren Bundesstaaten ein.
Man sei der Universität Frankfurt und den mexikanischen Institutionen für ihre
Unterstützung und Vertrauen sehr dankbar.
Bezüglich des unterschriebenen
Kooperationsabkommens zwischen dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen
(UNFPA) und der Goethe-Universität Frankfurt betonte die Konsulin von Mexiko in
Frankfurt, Cecilia Villanueva Bracho: „Die mexikanische Regierung
unterstützt dieses Projekt, das zur Zusammenarbeit zwischen Mexiko und
Deutschland im Bereich der Gerichtsmedizin beiträgt. Es dient auch zur Stärkung
der Institutionen, indem wir die aktuellen Prioritäten im Bereich der
Sicherheit und der Verbrechensbekämpfung und -prävention besser angehen können.
Die Zusammenarbeit umfasst den Austausch von Wissen und bewährten Praktiken zur
Förderung staatlicher und akademischer Einrichtungen und zur Schaffung
technischer Kapazitäten.“
Bild zum Download: www.uni-frankfurt.de/139269528
Bildunterschrift (v. l. n. r.): Cecilia
Villanueva Bracho, Konsulin von Mexiko in Frankfurt; Prof. Dr. Enrico Schleiff,
Präsident der Goethe-Universität; Prof. Dr. Marcel Verhoff, Direktor des
Instituts für Rechtsmedizin, und PD Dr. Christoph Birnhuber.