Neuer Sonderforschungsbereich an der Goethe-Universität befasst sich mit der Negation in Sprache und Kognition – Sonderforschungsbereich zur Autophagie geht in die dritte Förderphase
Wie funktioniert die Verneinung in der Sprache? Und wie hängen die sprachlichen Strukturen hierfür mit der Wahrnehmung im Gehirn zusammen? Solchen Fragen widmet sich der Sonderforschungsbereich 1629 „Negation: Ein sprachliches und außersprachliches Phänomen“ (NegLaB) an der Goethe-Universität, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) heute für die Förderung bewilligt hat. Bereits in die dritte Förderphase geht ein SFB aus der Biochemie, der sich mit der selektiven Autophagie befasst, einem natürlichen Vorgang, mit dem Zellen fehlerhafte oder überflüssige Bestandteile gezielt entsorgen können. Beide Projekte werden zunächst für vier Jahre (weiter)gefördert. Insgesamt wurden vier SFB-Anträge hessischer Universitäten bewilligt, drei davon sind Fortsetzungen.
FRANKFURT. Prof.
Bernhard Brüne, Vizepräsident für Forschung an der Goethe-Universität
Frankfurt, gratuliert den beteiligten Forscherinnen und Forschern zum
erfolgreichen Antrag: „Wer ein Großprojekt wie einen Sonderforschungsbereich
auf die Beine stellt, muss kreative und tragbare Forschungsideen haben und gut
vernetzt sein. Um Neues über Sprache und Denken herausfinden, nutzt der neue
SFB 1629 nicht nur die Strukturen der Goethe-Universität und verbindet
Philologien mit Philosophie und Didaktik, sondern kooperiert auch mit weiteren
universitären Partnern in Göttingen und Tübingen. Und natürlich freue ich mich
überaus, dass der SFB 1177 zur Autophagie erneut verlängert wurde. Er war in
den vergangenen Jahren außerordentlich produktiv und verspricht auch künftig
bedeutende Erkenntnisse, die die Medizin einen großen Schritt voranbringen
können. Diesem Sonderforschungsbereich ist es zu verdanken, dass Frankfurt
in den vergangenen acht Jahren zu einem bundesweit vernetzten Zentrum für
Autophagieforschung geworden ist.“
Der SFB 1629 NegLaB
Negation, also das Verneinen einer Aussage, ist eine grundlegende
Eigenschaft der menschlichen Sprache. Sie ist fest in der Grammatik der
verschiedenen Sprachen verankert, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise.
Die grammatikalische Negation wirkt sich auf verschiedene Bereiche der
Grammatik, aber auch der Wahrnehmung (Kognition) aus. Sie ist ein komplexes
System, was schon allein dadurch zum Ausdruck kommt, dass sie beim kindlichen
Spracherwerb zwar früh zum Einsatz kommt, die korrekte Verwendung aber erst zu
einem späteren Zeitpunkt erlernt wird. Auch bei Erwachsenen ist zu beobachten,
dass negative Sätze schwieriger zu verstehen sind als positive, da zunächst der
Inhalt des positiven Satzes verstanden sein muss, bevor dessen Verneinung vom
Sinn her erfasst wird. Der SFB NegLaB soll nun klären, wie die Negation
sprachübergreifend mit grammatischen und mit nicht-linguistischen kognitiven
Vorgängen zusammenhängt. Daraus erwarten sich die beteiligten
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein besseres Verständnis davon, wie
linguistische Kompetenz und generelle Kognition zusammenhängen. Einzelne
Projekte befassen sich zum Beispiel mit dem sprachgeschichtlichen Hintergrund
von Adjektiven wie unaufhörlich oder unglaublich, mit der Negation in
afrikanischen Sprachen, mit den Einflüssen von Negation auf Verhalten,
Gedächtnis und Einstellungen oder mit der Rolle nichtsprachlicher kognitiver
Fähigkeiten für die Negationsverarbeitung von Kindern. Am SFB beteiligt sind
auf Seiten der Goethe-Universität die Institute für England- und
Amerikastudien, für Linguistik, für Philosophie, für Psycholinguistik und
Didaktik der deutschen Sprache, für Romanische Sprachen und Literaturen sowie
der Fachbereich für Informatik und Mathematik. Partner an der Universität
Göttingen ist das Seminar für Englische Philologie, an der Universität Tübingen
der Fachbereich Psychologie. Eine Besonderheit des Projekts ist das integrierte
Graduiertenkolleg, das Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler
für den akademischen und außerakademischen Arbeitsmarkt ausbilden soll.
Sprecherin ist Prof. Dr. Cecilia Poletto. Der SFB NegLaB erhält eine
Gesamtfördersumme von rund 9,3 Millionen Euro für drei Jahre und neun Monate.
Hinzu kommt die 22-prozentige Gesamtpauschale für indirekte Kosten aus den
Projekten.
Der SFB 1177 zur selektiven Autophagie
Bereits seit 2016 gibt es den SFB zur selektiven Autophagie unter
Federführung der Goethe-Universität, nun wird er zum zweiten Mal verlängert.
Beteiligt sind neben der Goethe-Universität Frankfurt die Universitäten von
Mainz, München, Tübingen, Heidelberg und Freiburg, das Max-Delbrück-Zentrum für
Molekulare Medizin in Berlin und das Max-Planck-Institut für Biophysik in
Frankfurt. Die selektive Autophagie ist Teil der zellulären Müllabfuhr, mit
deren Hilfe defekte oder potentiell schädliche Bestandteile abgebaut und
entsorgt werden. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Erhaltung des
zellulären Gleichgewichts und erfüllt wichtige Funktionen bei Alterungs- und
Entwicklungsprozessen. Funktioniert dieses System nicht richtig, kann sich das
Risiko für Krebs, neurodegenerative Erkrankungen und Infektionen erhöhen.
Der Forschungsverbund untersucht die Autophagie auf molekularer und
zellulärer Ebene, um künftig Fehlsteuerungen rechtzeitig entgegenwirken zu
können. Der Erfolg des Konsortiums ist unter anderem auf den Einsatz
hochmoderner Technologien zurückzuführen, die konsequent weiterentwickelt
wurden. In der dritten Förderphase wird nun die Rolle der Autophagie bei
neurodegenerativen Erkrankungen, in der Immunabwehr und bei Entzündungen weiter
erforscht. Auch stehen Prozesse wie Membranumbau und der dynamische Umsatz von
Zellorganellen im Fokus. Eine große Rolle spielt die Nachwuchsförderung, in der
ersten Förderperiode war hierfür ein Graduiertenkolleg gegründet worden – damit
das damals noch junge Feld der Autophagieforschung auch künftig gut bestellt
werden kann. Sprecher des SFB 1177 ist Prof. Dr. Ivan Đikić. Die
endgültige Höhe der Fördermittel steht bei diesem Projekt noch nicht fest.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Cecilia Poletto
Sprecherin
SFB 1629 Negation und darüber hinaus
Institut
für romanische Sprachen
Goethe-Universität
Frankfurt
Telefon
+49 (0)69 798-32056
E-Mail
Poletto@em.uni-frankfurt.de
Homepage: http://www2.uni-frankfurt.de/44033754/Poletto
Prof.
Dr. Ivan Đikić
Sprecher
SFB 1177 Molekulare und funktionale Charakterisierung der selektiven Autophagie
Institut
für Biochemie II, Universitätsklinikum Frankfurt
Goethe-Universität
Frankfurt
Telefon
+49 (0)69 6301-5964
E-Mail
dikic@biochem2.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de