Arztsöhne werden zu Ärzte, Arbeiter wählen SPD: „Forschung Frankfurt“ blickt auf die Folgen gesellschaftlichen Wandels
Globalisierung, Migration, Bildungsexpansion: Dies alles verändert die Strukturen unserer Gesellschaft. Doch wie sieht dieser Wandel konkret aus? Diesen Fragen geht die DFG-Forschungsgruppe RISS („Reconfiguration and Internalization of Social Structure“) nach – mit welchen Ergebnissen, darüber berichtet die jüngste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität.
FRANKFURT. Früher
waren Ärzte in Deutschland vor allem weiße Männer, die in die Fußstapfen ihrer
Väter traten. Das System reproduzierte sich selbst und damit den Erfolg von
Repräsentanten einer bestimmten sozialen Schicht. Die Zugehörigkeit zu einer
sozialen Klasse, aber auch zu einer Berufsgruppe oder Religion ging meist auch
einher mit bestimmten politischen Überzeugungen. Auch wenn diese Beschreibung
schon für damals etwas vergröbernd ist: Man braucht keinen besonderen
Scharfblick, um zu erkennen, dass sich gesellschaftliche Status- und
Machtverhältnisse verschoben haben. Das Bild auch der prestigeträchtigsten Berufsfelder
ist heterogener denn je. Zugrunde liegt eine enorme Expansion im
Bildungssystem: Seit den 1960er Jahren besuchen immer mehr Kinder und
Jugendliche aus unteren sozialen Schichten und unterschiedlichster ethnischer
Herkunft höhere Schulformen. Auch die Studierendenschaft wird Jahr für Jahr
heterogener. Und so stellt die neue „Unordnung“ die alte, oft beharrliche
„Ordnung“ von Institutionen wie Schule und Universität, aber auch die des
Arbeitsmarkts infrage.
„Die Veränderungen, die wir erleben, sind alles andere als
marginal. Sie sind so fundamental, dass sie die Sozialstruktur insgesamt
verändern“, sagt Daniela Grunow, Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt
Quantitative Analysen gesellschaftlichen Wandels an der Goethe-Universität. Sie
ist Sprecherin der DFG-Forschungsgruppe RISS (FOR5173), die dieser
mehrdimensionalen Verschiebung und ihren Auswirkungen auf der Spur ist. Das
RISS-Team will mit einer neuen analytischen Strategie die wachsende
Heterogenität besser abbilden und verstehen, um dann erkennen zu können, wie
sich die soziostrukturellen Verschiebungen auf das Zusammenleben insgesamt
auswirken. Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genau dabei
vorgehen, welche Teilfragen sie interessieren, darum geht es im Beitrag von Katja
Irle in der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, die sich mit dem
Schwerpunktthema (Un)Ordnung befasst.
Weitere Artikel
von „Forschung Frankfurt“ gehen zum Beispiel der
Frage nach, wie Rebellen nach dem Chaos eine eigene Ordnung schaffen, es geht
um die Initiation des bundesdeutschen Grundgesetzes, die im I.G. Farben-Bau
stattfand (heute Campus Westend), aber auch um die Frage, wie verschwundene
Bücher in einer großen Universitätsbibliothek wiedergefunden werden können.
Weitere Beiträge handeln davon, wie der Klimawandel die Evolution vorantreibt
oder wie eine neue mikroskopische Technologie ein viel genaueres Bild von den
dynamischen Strukturen in lebenden Zellen zu vermitteln vermag.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2023) kann von
Medienschaffenden kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de
Ein
PDF der Ausgabe ist online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/147598855
Bildtext: Forschung Frankfurt: (Un)Ordnung (Titelblatt). Bild:
Goethe-Universität Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
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