HRZ-Blog ​​ ​​​​​​ ​​​​

 

Jun 24 2020
11:39

Virtuelle Lehre - Welches Tool für welchen Zweck?


Das HRZ stellt sein Angebot vor

Die Lehrenden und Studierenden der Goethe-Universität haben die Herausforderung eines reinen online-Semesters bedingt durch Corona angenommen und nutzen die IT-Tools des Hochschulrechenzentrums (HRZ) für virtuelle Lehre intensiv. Im Vergleich zu vielen anderen Universitäten in Deutschland ist das Angebot an der Goethe-Universität außerdem sehr vielfältig.

An der Goethe Universität gibt es bereits seit vielen Jahren IT-Tools für die digital unterstützte Lehre, aber sie wurden zuvor nicht in diesem Ausmaß und nicht als alleiniges Lehr- und Lernangebot eingesetzt. Zahlreiche dieser Werkzeuge werden vom Hochschulrechenzentrum zur Verfügung gestellt. Hierbei kommen insbesondere die zentrale Lernplattform OLAT sowie das vom HRZ bereitgestellte Videoportal Mediasite mit Vorlesungsaufzeichnungen zum Einsatz, für Videokonferenzen Vidyo, genauso wie der Webkonferenzdienst Zoom. Lehrende, Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Studierende waren zum Teil mit den verschiedenen online Tools bereits vertraut. Manche Lehrkräfte setzen sich aber auch erstmals mit virtueller Lehre auseinander. Während die einen Spaß an virtueller Lehre haben, ist es für andere eine große Herausforderung. Da ist der Druck, sich in kürzester Zeit mit den Grundzügen der jeweiligen Werkzeuge vertraut zu machen, Seminarmaterialien und Vorlesungsinhalte digital bereitzustellen, und natürlich der Wunsch, dass die Technik immer reibungslos funktioniert. Eines steht in jedem Fall fest so Jan Wauschkuhn, der im HRZ Abteilungsleiter für den Bereich Applikationen ist: „Für alle Beteiligten ist das Sommersemester ein großer Lern- und Weiterentwicklungsprozess in Sachen digital unterstützte Lehre. Das HRZ setzt dabei auf nutzerfreundliche und leistungsfähige IT-Dienste und eine enge Kooperation mit unseren uni-internen Partnern, z.B. in der AG „Virtuelle Lehre“. Nach einem ersten Resümee aller Beteiligten von Lehrenden über Studierende bis zu den Kooperationspartnern in der Goethe-Universität und HRZ kann sich das Ergebnis sehen lassen.“

Im Überblick: Angebote des HRZ für virtuelle Lehre:

       Zentrale Lernplattform OLAT

Ein großer Teil der Seminare findet in diesem Sommersemester auf der zentralen Lernplattform OLAT (Online Learning and Training) statt. Auch die Universität des 3. Lebensalters (U3L) ist mit zahlreichen Kursen vertreten. Lehrende können hier verschiedene Kursbausteine nutzen: vom Material bis zum Upload-Ordner für Studierende, damit diese Präsentationen hochladen können, Forum, Link- und Literaturliste, genauso wie Aufgaben, Tests und Fragebögen oder (über das Videoportal) eingebundene Video-Streams. Studierende können eigene Arbeitsgruppen einrichten oder ein ePortfolio erstellen. Vor Semesterbeginn wurde die Zahl der Server im Hintergrund massiv erhöht, um die erwartete gestiegene Zusatzbeanspruchung durch die mehr als verdoppelte Zahl von Kursen aufzufangen.

       Vorlesungsaufzeichnungen / Videoportal der Goethe-Universität

Rege verwendet werden die Vorlesungsaufzeichnungen, welche die HRZ-Medientechnik über das Videoportal der Goethe-Universität bereitstellt. Viele Dozenten nutzen auch das Video-Upload-Tool MyMediasite, um Videos ihrer Lehrveranstaltungen selbst zu erstellen. In der ersten Semesterwoche war der Ansturm so groß, dass an einem Tag stärker auf die Videoserver zugegriffen wurde als sonst in einem ganzen Monat! Mit dieser Last hatten die Streaming-Server zu kämpfen, Videos konnten oft nur verzögert abgespielt werden. Dies führte zu Verärgerung bei manchen Usern. Die Streaming-Server wurden daraufhin weiter aufgerüstet, sodass die Videos wieder flüssig abgespielt werden können. „Im April/Mai wurden von den Lehrkräften so viele Vorlesungsaufzeichnungen, PowerPoint-Präsentationen mit Ton und Filme produziert, dass bereits Warteschlangen beim Upload entstanden sind“, sagt Ullrich Grimm-Allio, Gruppenleiter HRZ-Medientechnik. „Aktuell ist die Lage wieder etwas ruhiger, auch weil wir zusätzliche Rechenleistung bereitgestellt haben.“

       Webkonferenzdienst Zoom

Der Webkonferenzdienst Zoom ist seit dem Sommersemester 2020 neu im Angebot. Zoom ist ausschließlich für größere Seminare und Vorlesungen in der Online-Lehre gedacht. Lehrende können ihr Seminar so als „Video-Lecture“ abhalten und ihre Präsentationen über den Bildschirm mit den Studierenden teilen. Bei der Verwendung von Zoom stehen standardmäßig virtuelle Räume für bis zu 300 Teilnehmer*innen zur Verfügung. Wenn erforderlich lässt sich die Kapazität bis zu 500 oder 1000 Teilnehmer*innen erweitern. Im Gegensatz zu vielen anderen Universitäten in Deutschland, hat die Goethe-Universität Zoom an das eigene Identity Management (IDM) angebunden. Dadurch lassen sich über einen Authentifizierungsserver mit dem HRZ-Account bei Zoom virtuelle Räume bedienen (siehe Intranetmeldung „Alltagshelden in der Corona Krise“ vom 23.04.2020). Mit dieser Maßnahme wird nicht nur ein höherer Datenschutz gewährleistet, sondern auch die Vergabe der Zoom-Berechtigungen stark vereinfacht.

       Videokonferenzen mit Vidyo

Das Videokonferenztool Vidyo steht für kleinere Gesprächsrunden, vertrauliche Videokonferenzen oder beispielsweise mündliche Einzelprüfungen oder Disputationen zur Verfügung. Das System wird im HRZ-eigenen Datacenter ohne Cloudanbindung betrieben. Die Kommunikation verläuft immer Ende-zu-Ende verschlüsselt.

      E-Prüfungen

Elektronische Prüfungen finden seit Juni wieder auf dem Campus in kleinem Rahmen statt, streng geregelt nach RKI-Vorgaben. Darüber hinaus ist es möglich, die Prüfungen vom Homeoffice aus durchzuführen beziehungsweise an ihnen von zuhause aus teilzunehmen. Fachbereiche und Prüfungsämter können sich bei Fragen zur Organisation elektronischer Prüfungen mit LPLUS an das HRZ-E-Prüfungsteam wenden.

Von A (Ausblick) bis Z (Zahlen)

Die Corona-Krise zeigt in jedem Fall, dass digital unterstützte Lehre ein wichtiger Anker für Lehre und Lernmöglichkeiten an Universitäten ist. Nach der Pandemie dürfte sie weiter an Bedeutung gewinnen. Das HRZ versucht die IT-Dienste in diesem Bereich stetig zu optimieren. Die HRZ-Medientechnik ist immer wieder über Twitter in den direkten Austausch mit den Usern getreten, um zu erfahren, wie die aktuelle Erfahrung mit den Videostreams ist. Außerdem gibt es Informationen zu den verschiedenen Tools für digitale Lehre auf den Webseiten inklusive FAQs. Trotzdem lässt sich nicht jedes erdachte Lehrszenario umsetzen und somit nicht jeder Wunsch erfüllen.

Die Zahlen zur Nutzung der verschiedenen Online-Tools des HRZ sprechen in jedem Fall für sich und dürften noch weiter steigen – „Das zeigt: Die Goethe-Universität steht in puncto digital unterstützte Lehre insgesamt sehr gut da“, sagt Jan Wauschkuhn.

Zahlen, bitte!

  • Auf der Lernplattform OLAT wurden vom 1. Februar bis 8. Mai 2020 8.829 Online-Kurse neu angelegt (im Sommersemester 2019 war es etwa die Hälfte).
  • Am zweiten Semestertag (21. April) nutzten vormittags 12.000 Studierende und OLAT-Autoren die Lernplattform gleichzeitig.
  • Die HRZ-Medientechnik verzeichnete aus den Streaming-Servern fast 50.000 Abrufe an einem Tag; Mitte Mai durchbrachen die Zugriffszahlen die 3-Millionen-Marke bei den angeschauten Videos.
  • Bis zum 1. Mai wurden 2.000 Zoom-Lizenzen abgerufen. Es gab bis zu diesem Zeitpunkt 3.265 Zoom-Meetings, 3.817.467 Meeting-Minuten, 58.999 Teilnehmer*innen bzw. Teilnahmen. In der letzten Aprilwoche waren es im Schnitt 600 Zoom-Videokonferenzen pro Tag.


Der Artikel ist auch im GoetheSpektrum 02.2020 erschienen.